Paperisation bei Eis am Stiel. Ist wirklich alles Gold, was glänzt?

Bildquelle: Unilever – BEN & JERRY’S

 

Paperisation bei Eis am Stiel. Ist wirklich alles Gold, was glänzt?

Thomas Reiner | 09.02.2021

Unilever bringt eine neue On-Stick-Version für die meistverkaufte Geschmacksrichtung seiner Marke Ben & Jerry’s. Die papierbasierte und recycelbare Verpackung zielt auf eine exakt definierte Käufergruppe. Clever! Der Markt geht insgesamt in eine klare Richtung. Aber es bleiben wichtige Fragen, die für alle Papier-Kunststoffverbunde gelten.


 

Die Renaissance von Papier ist mehr als eine Renaissance. Papier erobert Schritt für Schritt Anwendungsgebiete, die bislang eine Domäne von Kunststoff waren. Auch Unilever geht für seine Eis-Marke Ben & Jerry’s diesen Weg. Die neue On-Stick-Version der meistverkauften Geschmacksrichtung Cookie Dough kommt demnächst in einer papierbasierten und weitgehend recycelbaren Verpackung auf den Markt.

Kunden können die neue Eis-am-Stiel-Version von Cookie Dough jetzt also auch unterwegs verzehren. Die neue Verpackung passt optimal zur öffentlichen Wahrnehmung und zur Selbstdarstellung der Marke Ben & Jerry’s, die sich als „fairer“ und „nachhaltiger“ positioniert. Es ist deshalb clever und folgerichtig, dass Unilever seine neue, papierbasierte Verpackung einer Zielgruppe anbietet, die besonders sensibel auf Nachhaltigkeitsthemen reagiert. Aber ist wirklich alles Gold, was glänzt?

Unilevers Design und Strategie
Die Cookie Dough Peace Pops sind auf einem Holzstäbchen befestigt und kommen in einer Verpackung, die nach Unternehmensangaben aus bis zu 88 Prozent Papier besteht und weitgehend recycelbar ist.

Ben and Jerrys versucht mit der neuen Verpackung an ihre Nachhaltigkeitsstrategie anzuknüpfen, die bereits bei den klassischen Eis-Kübel 40 Prozent weniger Kunststoff einsetzt, der zudem aus einer erneuerbaren, pflanzenbasierten Quelle stammen soll.

Produktübergreifend will Unilever im Rahmen einer globalen Verpflichtung bis 2025 die Nutzung von Virgin-Kunststoff halbieren und alle Verpackungen wiederverwendbar sowie recycelbar oder kompostierbar machen.

Offene Fragen zu Regulierung und Recyclingfähigkeit
In seinen Nachhaltigkeitsbestrebungen geht der Markt in eine klare Richtung. Papier ist dabei Favorit. Aber ab wann ist eine Papierverpackung eine Papierverpackung? Reichen 88 Prozent oder werden die fehlenden 12 Prozent zum Stolperstein?
Es stellt sich die Frage nach der tatsächlichen Wiederverwertbarkeit. Theoretische 88 Prozent helfen letztlich niemanden. Eine entscheidende Rolle werden bei dieser Frage die Regulierer einnehmen. Wie werden sie Verbunde aus Papier und Kunststoff einschätzen? Die Frage bleibt vorerst offen. Aber es wäre nicht überraschend, wenn gut in Zukunft nicht gut genug sein wird.

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