Lenkungswirkung: Lidl testet den Eco-Score für Lebensmittel

Bildquelle: Lidl

 

Lenkungswirkung: Lidl testet den Eco-Score für Lebensmittel

Thomas Reiner | 16.06.2021

Der nach der Filialanzahl größte Discounter-Konzern der Welt testet den Einsatz des fünfstufigen Eco-Scores der ECO2-Initiative. Lidl will seinen Kunden mit dem Score den Nachhaltigkeitsgrad von Lebensmitteln transparent und effizient vermitteln. Das ist ein positiver, pragmatischer und überfälliger Schritt für die Branche. Er wird Lenkungswirkung zeigen – und sich auch auf den Markt für nachhaltige Verpackungen auswirken.


 

Lidl testet in Berlin als erster deutscher Händler den Einsatz eines fünfstufigen Eco-Scores für Lebensmittel. Der nach Anzahl der Filialen größte Discounter-Konzern der Welt geht dafür eine Partnerschaft mit dem Entwickler des Scores, der Initiative ECO2, ein. Der Eco-Score kennzeichnet die Umwelteinflüsse des Lebensmittels über eine Skala vom dunkelgrünen A bis zum roten E. Die Bewertung berücksichtigt neben der Ökobilanz des Produkts auch Kriterien wie Zertifizierungen, die Herkunft der Zutaten sowie die Art der Verpackung.

Das Pilotprojekt von Lidl ist ein positiver und pragmatischer Schritt. Und er ist aus unserer Sicht längst überfällig. Denn die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit für das Kaufverhalten von Verbrauchern ist unbestreitbar und nicht erst seit gestern fest etabliert. Dass auf Konsumentenseite mit dem Wunsch zu mehr Nachhaltigkeit auch das Bedürfnis nach Information und Orientierung wächst, kann nicht verwundern. Eine nachhaltige Kaufentscheidung braucht eine verlässliche Entscheidungsgrundlage. Die soll der Eco-Score bieten.

Auch Verpackungshersteller sind von der Entwicklung direkt betroffen. Denn die Nachhaltigkeit der Verpackung fließt direkt in den Eco-Score ein. Das wird die ohnehin boomende Nachfrage nach ökologischen Verpackungslösungen zusätzlich antreiben und eine starke Lenkungswirkung zeigen.

 

Die Eco-Score-Methodik

Der Eco-Score wird auf Basis folgender Daten errechnet:

  • Quantitative Daten der Bewertung des Produktlebenszyklus (Life Cycle Assessment; LCA). Die Daten werden von Experten ermittelt und in die französische Datenbank für Landwirtschaft und Lebensmittel, Agribalyse, implementiert. Berücksichtigt werden für diese Ökobilanz die Auswirkungen auf die Umwelt durch Produktion, Transport, Herstellung und Verpackung.
    • Im Ergebnis ergibt sich eine Bewertung auf einer Skala, die bis 100 reicht.
  • Daten, die nicht in der Agribalyse-Ökobilanz enthalten sind, aber durch ihre positiven oder negativen Auswirkungen auf die Umwelt in den Score einfließen. Dazu gehören beispielsweise das Material und die Recyclingfähigkeit der Verpackung sowie die Herkunft und Saisonalität des Lebensmittels bzw. seiner Zutaten.
    • Die in diesem Schritt berücksichtigten Daten führen zu einem entsprechenden Bonus oder Malus, der die Punktzahl beeinflusst und zum endgültigen Score-Wert führt.

 

Der Berliner Pilot

Lidl testet den Eco-Score im Laufe des Jahres in all seinen Berliner Filialen. Dazu werden die Preisschilder ausgewählter Lebensmittelgruppen mit der neuen Kennzeichnung ausgestattet. Der Discounter will mit dem Pilotprojekt erkunden, wie Verbraucher den Score wahrnehmen und wie sie darauf reagieren. Abhängig vom Ergebnissen prüft das Unternehmen die Umsetzung der Nachhaltigkeitskennzeichnung in allen Filialen in Deutschland.

 

So einfach und wirkungsvoll wie der Preis

Lidl zeigt sich bei seiner Initiative offen für branchenweite Kennzeichnungsalternativen. Auch das ist ein pragmatischer und sinnvoller Schritt. Denn letztlich geht es bei einem Nachhaltigkeits-Score für Lebensmittel vor allem um eines: Kunden müssen einheitlich, verlässlich und einfach über die Nachhaltigkeit des Produkts informiert werden. Dafür brauchen sie einen Indikator. Und der sollte so „schlicht“ und aussagekräftig sein, wie die Preisangabe. Die gibt uns effizient und eingängig ein Gefühl für die Kosten und den Wert eines Produktes. Genau das soll ein Eco-Score im Bereich Nachhaltigkeit leisten – als verantwortungsvolle Grundlage für die Kaufentscheidung.

 

Lenkungswirkung für mehr als eine Branche

Wenn ein Discount-Gigant wie Lidl die Sache angeht, wird das Lenkungswirkung für die Branche haben – und darüber hinaus. Denn auch für Verpackungshersteller ist der Eco-Score ein machtvoller Treiber.

Schon bisher ist Fakt, dass eine nachhaltige Verpackung der erste und wichtigste Botschafter eines nachhaltigen Produkts ist. Nun aber fließt die Öko-Qualität der Verpackung auch noch direkt in den Eco-Score des Lebensmittels ein. Das wird den Bedarf an nachhaltigen Verpackungslösungen weiter steigern. Wer hier gut aufgestellt ist, wird über die Maßen profitieren können. Wer seine Hausaufgaben vernachlässigt, wird aus dem Markt fliegen.

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