Carlsbergs Papierflaschenversuch: Paperisation dominiert in mehr als einer Disziplin

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Carlsbergs Papierflaschenversuch: Paperisation dominiert in mehr als einer Disziplin

Thomas Reiner | 26.08.2022

Carlsberg startet in acht westeuropäischen Märkten einen Test seiner neuen „Next Generation Fiber Bottle“ für Bier. Die neue „Papierflasche“ verfügt nach Angaben des drittgrößten Brauereikonzerns der Welt über eine PEF-Polymerauskleidung auf pflanzlicher Basis, die sowohl kompostiert, als auch in den bestehenden Kunststoffkreisläufen recycelt werden kann. Die neue Verpackung soll so nicht nur auf den Klimaschutz einzahlen, wo Glas gegenüber Papier zumindest im Einweg einen deutlichen CO2-Nachteil hat. Sie soll auch ihre Kreislaufvorteile gegenüber Kunststoff ausspielen. Paperisation dominiert aktuell in mehr als einer Liga. Und die nächste Generation der Fiber Bottle ist bereits in Arbeit.

 

 

Carlsberg startet sein Pilotprojekt mit 8.000 Verbraucherinnen, Verbrauchern und Interessengruppen in Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Großbritannien, Polen, Deutschland und Frankreich. Die neue Generation der Bier-Faserflasche soll bei ausgewählten Festivals und Flagship-Events sowie im Rahmen gezielter Produktproben zum Einsatz kommen.

 

Faserflaschen der ersten Generation

  • Die Papierflasche 1.0 wurde beispielsweise für vorgemischte Cocktailgetränke von „The Absolut Company“ eingesetzt. Sie bestand zu etwa 57 Prozent aus Papier, verfügte über ein Mundstück aus Kunststoff und einer inneren PE-Barriere.
  • Die Faserflasche der ersten Generation konnte in einigen Papierströmen recycelt werden, wobei die Kunststoffanteile nicht recyclingfähig waren.

 

Faserflaschen der zweiten Generation

Die Fiber Bottle 2.0 wurde von der Paper Bottle Company (Paboco), Avantium und weiteren Mitgliedern der Paper Bottle Community entwickelt.

 

Die innere Barriere

  • Nach Angaben von Carlsberg verfügt die Flasche über eine PEF-Polymerauskleidung auf pflanzlicher Basis von Avantium.
  • Der Hersteller gibt an, dass das PEF vollständig aus natürlichen Rohstoffen besteht und kompatibel mit Kunststoff-Recyclingsystemen ist. Außerhalb der Recyclingsysteme soll sich die Flasche auf natürlichem Weg abbauen.
  • Die neue PEF-Barriere ist laut Carlsberg nicht nur eine hochwirksame Barriere zwischen Bier und der Faser-Außenhülle. Sie schütze Geschmack und Spritzigkeit des Bieres zudem besser, als herkömmlicher PET-Kunststoff auf fossiler Basis.

 

Die Außenhülle

  • Die Außenhülle weist nach Angaben von Carlsberg isolierende Eigenschaften auf, die das Getränk im Vergleich zu Dosen oder Glasflaschen länger kühl halte.
  • Sie wird von Paboco produziert und besteht nach Unternehmensangaben aus nachhaltig gewonnenen Holzfasern.

 

Knackpunkt Verschluss

  • Der Verschluss der Faserflasche besteht aus nicht biobasiertem Kunststoff. Er ist nach Angaben von Carlsberg jedoch vollständig recycelbar.
  • Um die Qualität des Produkts zu gewährleisten, könne man nicht auf eine biobasierte Lösung zurückgreifen.

 

Faserflaschen der dritten Generation

  • Bei künftigen Generationen der Fiber Bottle will Carlsberg eine Reduktion der Klimaemissionen von bis zu 80 Prozent gegenüber aktuellen Einweg-Glasflaschen erreichen. Fünf Fiber Bottles sollen dann den gleichen CO2-Fußabdruck aufweisen, wie ihre Einweg-Glasvariante.
  • Im einem weiteren Schritt soll die Fiber Bottle auch konkurrenzfähig gegenüber Glas-Mehrweg sein und den gleichen, niedrigen CO2-Fußabdruck erreichen.

 

Papier und Mehrweg trumpfen Kunststoff und Glas-Einweg

Unter dem Gesichtspunkt der Klimaemissionen stellt aktuell offensichtlich Glas-Mehrweg das Maß aller Dinge dar. Gegenüber den Einwegvarianten aus Glas zeigt sich die Papierflasche in Bezug auf CO2 jedoch überlegen.

Es kann deshalb nicht verwundern, dass sich Lösungen aus Papier und Mehrwegsysteme immer mehr Marktanteile sichern und im Fokus der Innovationen bei Getränkeverpackungen stehen.

Die recycelbare Papierflasche zahlt jedoch nicht nur auf den Klimaschutz ein. Speziell im Vergleich zu Kunststoff spielt sie zudem ihre Vorteile für die Kreislaufwirtschaft aus. Es ist das bekannte Mantra: Solange die Kreisläufe bei Kunststoff nicht geschlossen werden, sind die Würfel gefallen.

Kreislaufwirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz: Die Papierflasche hat das Potential, in mehr als einem Revier zu wildern.

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