Entkopplung fossiler Brennstoffe: L’Oréal bringt Verpackung aus Kohlenstoffemissionen

Bildquelle: L‘Oréal

 

Entkopplung fossiler Brennstoffe: L’Oréal bringt Verpackung aus Kohlenstoffemissionen

Thomas Reiner | 18.12.2020

Eine von L’Oréal vorgestellte Lösung stellt einen überzeugenden Ansatz dar, um eines der wichtigsten Themen bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft voranzutreiben: Die Abkopplung von fossilen Brennstoffen. In Zusammenarbeit mit LanzaTech und Total hat L’Oréal eine der weltweit ersten Verpackungen aus zurückgewonnenen Kohlenstoffemissionen vorgestellt und plant, die Flasche für seine Kosmetikprodukte zu verwenden.


 

L’Oréal hat in Zusammenarbeit mit LanzaTech und Total eine der weltweit ersten Verpackungen vorgestellt, die aus wiederaufgefangenen und recycelten Kohlenstoffemissionen hergestellt wird. L’Oréal will die Flasche, die auf einem dreistufigen Umwandlungsprozess basiert, für seine Kosmetikprodukte einsetzen. Die vorgestellte Lösung ist ein interessanter Ansatz, um eine der Kernpunkte bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft voranzubringen: Die Entkopplung von fossilen Brennstoffen.

Kohlenstoffemissionen aufzufangen und in Polyethylen umzuwandeln, ist einer der jüngeren Ansätze zur Entkopplung von fossilen Brennstoffen. Die Idee hat den zusätzlichen Charme, dass sie das Entstehen von neuem CO2 nicht nur reduziert, sondern bereits freigewordenes CO2 auffängt und im Kreislauf neutralisiert.

Der Umwandlungsprozess erfolgt in drei Schritten, für die jeweils eines der Unternehmen aus der Partnerschaft verantwortlich zeichnet.

  • LanzaTech fängt industrielle Kohlenstoffemissionen auf und wandelt sie mit einem biologischen Verfahren in Ethanol um.
  • Total wandelt das Ethanol über ein Dehydratisierungsverfahren in Ethylen um, bevor es zu Polyethylen polymerisiert wird. Das produzierte PE soll die gleichen technischen Eigenschaften aufweisen, wie die fossile Version.
  • L’Oréal verwendet dieses Polyethylen zur Herstellung von Kosmetikverpackungen mit denselben Qualitäten und Eigenschaften wie die bisher eingesetzten PE-Flaschen.

Bis 2024 will L’Oréal das „nachhaltige PE“ in seinen Flaschen für Shampoo und Haarspülungen verwenden. Dabei hofft man ausdrücklich, dass andere Unternehmen sich der Nutzung von Kunststoff aus industriellem Kohlenstoffauszug anschließen werden.

Die Lösung ist auf jeden Fall ein durchaus interessanter Ansatz, um einen der Schlüsselaspekte bei der Etablierung der Kreislaufwirtschaft voranzubringen: Die Entkopplung von fossilen Brennstoffen.

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Henkel relauncht mit Fokus auf Nachhaltigkeit: Social Plastic, PCR und recycelbarer schwarzer Kunststoff

Bildquelle: Henkel

 

Henkel relauncht mit Fokus auf Nachhaltigkeit: Social Plastic, PCR und recycelbarer schwarzer Kunststoff

Thomas Reiner | 17.12.2020

Der Relaunch von Henkel ist ein weiterer Beleg dafür, dass immer mehr Nachhaltigkeitsbemühungen von der Theorie in die Praxis wechseln. Konkrete Lösungen erreichen den Markt und bringen wichtige, praktische Erfahrungen und Learnings, die wir zur zukunftssicheren Umsetzung von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft dringend benötigen.

 


 

Der Konsumgütergigant Henkel hat drei seiner großen Einzelhandelsmarken in neuen, nachhaltig aufgesetzten Verpackungen gerelauncht. Der Fokus liegt auf Social Plastic, recycelbarem schwarzem Kunststoff und PCR-Materialien. Der Henkel-Relaunch zeigt, dass die Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit zunehmend von der Theorie in die Praxis gehen. Das ist gut so, denn wir brauchen dringend mehr Innovationslösungen im Bereich Nachhaltigkeit. Und dafür braucht es reale Umsetzungen, die reale Learnings generieren. Denn funktionierende, nachhaltige Lösungen sind vor allem auch ein Erfahrungsprozess. Und verwertbare Erfahrungen gibt es nur in der Praxis.

Social Plastic
Henkel arbeitet seit 2017 mit dem Sozialunternehmen „Plastic Bank“ zusammen. Ziel ist es, den Plastikabfall in den Ozeanen zu reduzieren und die Lebensbedingungen für Menschen in Armut zu verbessern – vor allem in Ländern ohne ausreichende Abfall-Infrastruktur. Dort kann die lokale Bevölkerung gesammelten Plastikabfall gegen Geld, Waren oder Dienstleistungen eintauschen. Mit der „Nature Box“ führt Henkel nun die nach eigenen Angaben erste Schönheitsmarke ein, die Social Plastic als Verpackungsmaterial für ihr gesamtes Flaschenportfolio einführt. Alle Flaschenkörper von Nature Box bestehen zu 98% aus Social Plastic.

PCR
Beim großen Markenrelaunch von Henkels Schwarzkopf-Marke „Gliss Kur“ erhöht das Unternehmen den Anteil an recyceltem Material über die gesamte Produktpalette. Die neuen PE-Flaschen für Shampoo- und Conditioner zu 30% aus recyceltem Kunststoff bestehen, bei den entsprechenden PET-Flaschen kommt man sogar auf 97% PCR.

Schwarzer Kunststoff
Bereits letztes Jahr hat Henkel seine erste recycelbare Verpackung aus schwarzem Kunststoff eingeführt. Um die Kreislauffähigkeit zu erreichen, setzt das Unternehmen auf einen kohlenstofffreien Farbstoff. Dieser kann auch von den mit Nahinfrarot-Technologie (NIR) arbeitenden Recycling-Anlagen detektiert und sortiert werden.

Das Gesamtpaket
Das umfangreiche Relaunch-Paket ist Teil von Henkels Plan, bis 2025 alle Verpackungen zu 100 Prozent recycelbar und/oder wiederverwendbar zu machen. Außerdem will das Unternehmen den Einsatz von Virgin-Kunststoff bis dahin um die Hälfte reduziert haben.

Die Aktionen von Henkel sind ein weiterer Beleg dafür, dass immer mehr Nachhaltigkeitsbemühungen von der Theorie in die Praxis wechseln. Konkrete Lösungen erreichen den Markt und bringen wichtige, praktische Erfahrungen und Learnings, die wir zur zukunftssicheren Umsetzung von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft dringend benötigen.

Henkel wird mit Sicherheit von seinen Relaunches profitieren. Denn die gewonnenen Erfahrungen sind ein Schatz. Ein Schatz, den nur diejenigen Unternehmen gewinnen, die mit der Praxis beginnen – und nachhaltige Lösungen tatsächlich auf die Straße bringen.

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Wir brauchen Circular Economy für den E-Commerce. „The Box“ weist den Weg

Wir brauchen Circular Economy für den E-Commerce. „The Box“ weist den Weg

Thomas Reiner | 09.12.2020

Wir wünschen „The Box“ viel Erfolg. Denn der Verpackungsaufwand im E-Commerce ist gigantisch und er wird weiter steigen, wenn wir nicht gegensteuern. Es führt kein Weg daran vorbei, den Online-Versandhandel mit Kreislauf-Denken zu impfen. Intelligente Lösungen sind dafür unerlässlich und Digitalisierung wird den richtigen Schub geben. Der Ansatz von Livingpackets ist daher spannend und weist den Weg.


 

Das deutsch-französische Startup Livingpackets bringt mit „The Box“ ein intelligentes Mehrwegpaket auf den Markt, das Einweg-Pakete für den Online-Versandhandel ersetzen soll. Die Verpackung besteht aus Polypropylen, hat eine Internetverbindung samt zugehöriger App, eingebaute Sensoren, eine Kamera und ein digitales Display. Man kann „The Box“ nur Erfolg wünschen für ihren hochspannenden Ansatz, denn der Verpackungsaufwand im E-Commerce ist gigantisch und wir brauchen hier dringend kreislauffähige Lösungen.

„The Box“ kann nach Aussage seiner Entwickler bis zu 1.000 Mal wiederverwendet werden. Das schwarzgrüne Paket besteht aus geschäumten Polypropylen, wobei 98 Prozent des Gehäuses Luft sind und die restlichen 2 Prozent recycelter Kunststoff.

Über ein integriertes 4G-Modem und eine zughörige App lässt sich der Weg der Box in Echtzeit verfolgen. Eingebaute Sensoren und eine Kamera liefern zusätzlich Informationen zum Zustand des Paketinhalts und melden unautorisierte Öffnungsversuche. Ein digitales Display macht den Druck von Versandetiketten überflüssig. Ein am Paketboden verspanntes Netz und ein wiederverschließbares Schloss sollen Klebeband und Füllmaterial ersetzen.

Livingpackets veranschlagt zwei bis drei Euro pro Nutzung exklusive Porto. Verwender kaufen „The Box“ dabei nicht, sondern mieten sie in einem „Packaging-as-a-Service“-Modell.

Die Zielgruppe sind nach Aussage des Start-Ups Onlinehändler, die ihren Versand optimieren wollen. Ein Testlauf bei einem französischen Onlineshop habe gezeigt, dass die Packprozesse bis zu 30 Prozent beschleunigt werden könnten. Zuspruch für seine Lösung verspricht sich Livingpackets auch durch das positive, grüne Image, das Händler durch die Verwendung der nachhaltigen Versandverpackung aufbauen können.

Wir wünschen „The Box“ viel Erfolg. Denn der Verpackungsaufwand im E-Commerce ist gigantisch und er wird weiter steigen, wenn wir nicht gegensteuern. Es führt kein Weg daran vorbei, den Online-Versandhandel mit Kreislauf-Denken zu impfen. Intelligente Lösungen sind dafür unerlässlich. Der Ansatz von Livingpackets ist extrem spannend und weist einen Weg.

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Ritter Sport bringt Schokoladenverpackung aus Papier in den Handel

 

 

Ritter Sport bringt Schokoladenverpackung aus Papier in den Handel

Thomas Reiner | 04.12.2020

Nach der Erprobung des Prototyps im Februar 2020 geht Ritter Sport einen weiteren Schritt hin zur papierbasierten Primärverpackung. Auch wenn es sich eher um homöopathische Mengen handelt, sendet die Aktion doch ein aufmerksamkeitsstarkes Zeichen, indem sie das öffentliche Verständnis von Nachhaltigkeit perfekt bedient.

 


 

Das Thema „Papier ersetzt Kunststoff“ geht in die nächste Runde. Ritter Sport bringt in Österreich eine in Papier verpackte Limited Edition in die Regale. Partner der Aktion ist der Supermarktkette Billa. Nach der Erprobung des Prototyps im Februar 2020 geht das Unternehmen damit einen weiteren Schritt hin zur papierbasierten Primärverpackung. Auch wenn es sich eher um homöopathische Mengen handelt, sendet die Aktion doch ein aufmerksamkeitsstarkes Zeichen, indem sie das öffentliche Verständnis von Nachhaltigkeit perfekt bedient.

Im Februar 2020 hatten wir im Game-Changer-Blog über die ersten Feldversuche von Ritter Sport mit einer papierbasierten Verpackung für Schokoladentafeln berichtet. Ein halbes Jahr später findet das Produkt den Weg die Regale, wenn auch vorerst nur als Limited Edition.

Das im Frühjahr gewonnene Know-how konnte Ritter Sport in die aktuelle Sonderedition einfließen lassen. So ist gegenüber dem Februar-Prototyp die Grammatur etwas stärker und dadurch robuster geworden.

Ziel dieses zweiten Schritts von Ritter Sport auf dem Weg zur papierbasierten Primärverpackung ist es, größere Stückzahlen in der Praxis zu testen, um die Sicherheit und Praktikabilität der Lösung für die typischen Wege von der Produktion bis hin zum Endverbraucher überprüfen zu können.

Passend zur Zielsetzung und der Zielgruppe hat Ritter Sport sich bei der Sorte seiner Limited Edition für eine Vollmilchschokolade mit Hanfsamen namens „Schoko & Gras“ entschieden. Auch das ist ein kluger Schachzug, denn so werden Verpackung und Produkt zu einem gemeinsamen, perfekt Fit. Ritter Sport kann Verbraucher mit starkem Fokus auf Nachhaltigkeit mit der Aktion effizient und glaubwürdig ansprechen. Die erwartete Akzeptanz und der entsprechende Verkauf sorgen gleichzeitig dafür, dass das Experiment in Bezug auf die Supply Chain valide Daten generiert.

Ohne Frage sind die jetzt Verkehr gebrachten Mengen der Sonderedition eher homöopathisch. Die Sonderedition ist auf 35.000 Stück begrenzt. Aber um Quantität geht in diesem Fall nicht.

Es geht um die Qualität der Daten und praktischen Erfahrungen, die Ritter Sport mit der Aktion gewinnt. Und es geht um die Qualität der Message, denn die papierbasierte Substitution von Kunststoff bedient das öffentliche Verständnis von Nachhaltigkeit perfekt.

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Der größte Pain Point der Verpackungsbranche beim Thema Circular Economy: Unsicherheit zu gesetzlichen Regulierungen

Bildquelle: Bill Oxford

 

Der größte Pain Point der Verpackungsbranche beim Thema Circular Economy: Unsicherheit zu gesetzlichen Regulierungen

Thomas Reiner | 23.11.2020

Eine neue Studie der B+P Consultants identifiziert den größten Circular Economy Pain Point der Branche als die Unsicherheit zu gesetzlichen Regulierungen. Solange Kreisläufe nicht geschlossen werden, wird der steigende Druck durch Sachzwänge und öffentlicher Meinung dafür sorgen, dass die Regulierungen immer schneller, härter und unkoordinierter erfolgen.

 


 

Eine im Oktober 2020 von B+P Consultants durchgeführte Befragung von 270 Führungskräften der Verpackungsindustrie identifiziert den größten Pain Point der Verpackungsindustrie beim Thema Kreislaufwirtschaft: Es ist der Flickenteppich gesetzlicher Regulierungen und die daraus resultierende Unsicherheit. Die Schmerzen sind nicht nur bei der Materialfraktion Kunststoff groß. Auch die anderen Materialfraktionen leiden. Solange die Industrie keine einheitliche und konsolidierte Position einnimmt, wird der Schmerz nicht nachlassen, im Gegenteil. Dabei sind klare Regelungen dringend notwendig.

Die von B+P Consultants durchgeführte Befragung zeigt deutlich, wie groß das Unbehagen durch die unkoordinierten und jeweils national unterschiedlichen gesetzlichen Regulierungen in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft tatsächlich ist – und zwar unabhängig vom verwendeten Material.

  • 76 Prozent der Hersteller von Kunststoffverpackungen bezeichnen die Unsicherheit durch die disparaten Regulierungen als ihren größten Pain Point in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft.
  • Materialübergreifend sind es immerhin noch 63 Prozent. Der Flickenteppich unterschiedlicher Regulierungen ist also für eine klare Mehrheit der Verpackungshersteller der zentrale Knackpunkt.

Fakt ist: Wir brauchen dringend klare Regelungen. Fakt ist aber leider auch: Besserung ist nicht in Sicht. Denn noch immer verfügt die Industrie über keine einheitliche und konsolidierte Stellung. Solange aber jeder nur für sich und sein Einzelinteresse spricht, wird die globale „Willkür“ bei den Regulierungen nicht nur weitergehen, sondern sie wird sich weiter verschlimmern. Der steigende Druck durch Sachzwänge und öffentlicher Meinung wird dafür sorgen, dass die Regulierungen immer schneller, härter und unkoordinierter erfolgen. Ein Ende mit Schmerzen ist aktuell nicht absehbar, dafür Schmerzen ohne Ende.

 

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