Auch Papier braucht Argumente. Silphie ersetzt Holz.

 

 

Auch Papier braucht Argumente. Silphie ersetzt Holz.

Thomas Reiner | 12.05.2021

Nachhaltigkeit macht nicht bei der Substitution von Kunststoff halt. Das muss inzwischen auch Papier erfahren. Klimaschutz und das Bemühen um regionale Rohstoffquellen führen zur Erprobung alternativer Faser-Quellen, die Holz ersetzen können. Europas größter Einzelhändler führt nun erstmals Papierverpackungen auf Basis der Energiepflanze Silphie ein. Wir werden mehr davon sehen. Die Akzeptanz im Markt wächst.


 

In den Anfangszeiten der durch Ocean Littering befeuerten Umweltdebatte war die Strategie, Kunststoff durch Papier oder Glas zu ersetzen, ein valides Nachhaltigkeits-Argument. Aber diese Zeiten neigen sich dem Ende zu. Speziell der immer wichtiger werdende Klimaschutz weitet den Fokus von Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Die Art und Weise der Rohstoffgewinnung, die erforderlichen Transportkilometer und der Energieeinsatz wiegen immer schwerer. Auch Regionalität als „Learning aus dem Lockdown“ gewinnt an Bedeutung.

 

Europas größter Einzel- und Großhändler „Schwarz Gruppe“ (Lidl u.a.) testet deshalb in seinen Kaufland-Filialen erstmals den Einsatz von Papierverpackungen auf Basis der regional angebauten Silphie-Pflanze. Das Material kommt von der Start-up-Tochter „Out Nature“ und verpackt u.a. Pilze und Tomaten.

 

Silphie sticht Holz (und Kunststoff)

  • Silphie ist eine Energiepflanze, die bislang vorwiegend als „Futter“ für Biogasanlagen genutzt wird. Nach Aussage von „Out Nature“ ist die Pflanze sehr robust und pflegeleicht. Dünger und Pestizide sind quasi nicht erforderlich und auch der Wasserverbrauch limitiert. Ein großer Pluspunkt ist auch, dass Silphie regional angebaut und verarbeitet werden kann.
  • Die Pflanzenfasern werden mittels eines biothermischen Verfahrens separiert. Nicht verwendete Pflanzenbestandteile gehen in der Folge in die Biogas-Energiegewinnung.
  • Das Silphie-Papier kann laut dem Erzeuger bei einer Vielzahl von Papieranwendungen eingesetzt werden. Den Schwerpunkt sieht „Out Nature“ aber bei Papierverpackungen, insbesondere solchen mit direktem Lebensmittelkontakt.
  • Die Papierverpackungen Silphie-Fasern sind recyclingfähig und können über den existierenden Altpapierkreislauf entsorgt werden.
  • Die Schwarz-Gruppe will die Silphie-Verpackungen zukünftig nicht nur im Rahmen von Papier- und Kartonage verwenden, sondern auch als Alternative für herkömmliche Kunststoffverpackungen testen.

 

Prämierter Packstoff aus eigener Herstellung

Die Schwarz Gruppe bezieht das Silphie-Papier von „Out Nature“, einer Start-up-Tochter der ebenfalls zur Schwarz Gruppe gehörenden „ProZero Stiftung“. Out Nature arbeitet bei der Herstellung des Papiers mit dem 2019 gegründeten Unternehmen „Silphie Paper“ zusammen.

Die Lösung wurde Ende 2020 mit dem Deutschen Verpackungspreis in der Kategorie „Neues Material“ ausgezeichnet. Anfang 2021 folgte der Gewinn des World Star Awards der World Packaging Organisation in der Kategorie „Packaging Materials & Components“.

 

„Kein Kunststoff“ reicht nicht mehr

Nach dem erfolgreichen Verlauf einer Pilotphase in 2020 startet Kaufland jetzt mit Silphie-Verpackungen für bestimmte Gemüsesorten wie beispielsweise Kresse, Champignons und Tomaten.

Das Unternehmen hat verstanden, dass sich die Anforderungen an nachhaltige Verpackungen verändert haben. Nur „kein Kunststoff“ reicht nicht mehr. Speziell die Klimadebatte weitet den Fokus. Deshalb werden wir mehr solcher alternativen Ansätze sehen. Die Marktakzeptanz wird weiter wachsen.

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