Top 3 Hebel zur Reduzierung der Kunststoffabfälle durch Verpackungen

Bildquelle: Florian Olivo | Unsplash

Top 3 Hebel zur Reduzierung der Kunststoffabfälle durch Verpackungen

Thomas Reiner | 13.12.2021

8 Prozent durch Vermeidung unnötiger Verpackungen, 9 Prozent durch Substitution von Kunststoff durch Materialien mit kleinerem Öko-Fußabdruck, 23 Prozent durch Mehrwegkonzepte: Das sind die Einsparpotentiale der Top-3-Hebel zur Vermeidung von Kunststoffabfällen auf Materialebene. In der Praxis verzeichnen bisher jedoch nur zwei der drei Hebel Erfolge. Bei den Mehrwegkonzepten erweisen sich speziell die logistischen Hürden als noch zu hoch.


 

Welche Maßnahmen versprechen Erfolg im Kampf gegen Kunststoffabfälle im Verpackungsbereich? Was ist (noch) Theorie und was funktioniert bereits in der Praxis? Auf der Fachpack 2021 diskutierte Matthias Giebel, Nachhaltigkeitspionier und Partner bei Berndt+Partner Consultants gemeinsam mit Sophie Hermann, Partner bei SYSTEMIQ, im Rahmen eines Experten-Talks unter der Überschrift „Disruption gesucht“, welche Innovationen Verpackung und Verpackungsindustrie benötigen, um die gewünschten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Teil der Analyse von Giebel und Hermann waren auch die Ergebnisse einer aktuellen Studie des WWF mit dem Titel „Verpackungswende jetzt! So gelingt der Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe in Deutschland.“ Die Studie wurde in Kooperation mit SYSTEMIQ erstellt und auf der Fachpack vorgestellt.

 

Zentrale Aussagen der WWF-Studie

Durch einen umfassenden Systemwandel auf der Grundlage von sieben zentralen „Systemmaßnahmen“ (Hebeln) können in Deutschland bis 2040

  • das Gesamtabfallvolumen um 40% reduziert und 20 Millionen Tonnen Kunststoff können eingespart werden,
  • die Verbrennung von Abfällen zur Energiegewinnung um über 70% reduziert werden,
  • Treibhausgase in der Größenordnung von 68 Millionen Tonnen eingespart werden.

 

Die Top 3 Hebel

Die Top-3-Hebel des Systemwandels wurden von Giebel und Hermann auf der Fachpack im Rahmen eines Packbox-Talks vorgestellt und evaluiert.

  • TOP 1 – Mehrwegkonzepte: Mehrwegkonzepte bieten einen hohen Nutzen von Kunststoffen und könnten die Kunststoffabfälle um bis zu 23 % reduzieren
  • TOP 2 – Substitution: Bis zu 9 % aller Einwegkunststoffe lassen sich über Substitution durch Materialien mit einem kleineren ökologischen Fußabdruck ersetzen. 8 Prozent entfallen auf die Substitution mit Papier, 1 Prozent entfällt auf die Substitution mit kompostierbaren Materialien.
  • TOP 3 – Vermeidung und Minimierung: Die Vermeidung und Minimierung unnötiger Verpackungen kann die Kunststoffabfälle um bis zu 8 % reduzieren

 

Praxischeck

Matthias Giebel prüfte die Hebel außerdem auf ihre Praxistauglichkeit und analysierte den aktuellen Stand der Umsetzung in der Praxis. Sein Fazit: Bei den Hebeln zwei und drei lassen sich bereits zahlreiche Aktivitäten verzeichnen. Die angestrebten Potentiale erscheinen hier durchaus realistisch.

Im Gegensatz dazu klafft beim Top-1-Hebel „Mehrwegkonzepte“ noch eine substantielle Lücke zwischen Theorie und Praxis. Als Hindernis erweisen sich hier insbesondere die logistischen Herausforderungen der Rückführungslogistik. Damit ist auch die zentrale Herausforderung definiert, der sich die Verpackungs-Value-Chain intensiv stellen muss.

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