Pharma ist keine Insel. Kreislaufwirtschaft für Medikamenten-Blister.

 

 

Pharma ist keine Insel. Kreislaufwirtschaft für Medikamenten-Blister

Thomas Reiner | 26.04.2021

TerraCycle und Sanofi starten eine neue Initiative für das Recycling leerer Blister-Verpackungen für Medikamente. Verbraucher:innen können die Behälter in Apotheken abgeben. Sie werden dann in einem einzigartigen Recyclingverfahren wiederverwertet. Die Kreislaufwirtschaft dringt also auch in den Pharmabereich ein. Der Solid-Bereich ist hier Vorreiter für einen grundlegenden Shift.


 

TerraCycle und das biopharmazeutische Unternehmen Sanofi haben in UK die neue Initiative „Little Packs, Big Impact“ für das Recycling medizinischer Blister-Verpackungen gestartet. Verbraucher:innen können die leeren Blister in einer der teilnehmenden Apotheken kostenfrei abgeben. Dort stehen spezielle Behälter zur Verfügung, die von TerraCycle abgeholt werden. Das Unternehmen gewinnt aus den Blistern in einem einzigartigen Recyclingverfahren wiederverwendbare Rohstoffe. Die Initiative umfasst rezeptfreie und verschreibungspflichtige Medikamente. Aus dem Sanofi-Portfolio zählen dazu beispielsweise Buscopan und Dulcolax.

 

Die Initiative ist ein starkes Zeichen, dass sich die Verpackungsstrategien auch im Pharmabereich zu ändern beginnen. Aus Marktbewegungen im Zuliefererbereich können wir ablesen, dass die aus der Konsumgüterindustrie bekannten Themen auch für Pharma an Bedeutung gewinnen. Dazu gehört die Verwendung von Monomaterial, der Ersatz von Verbunden und die Vermeidung von PVC. Starre Verpackungen nehmen bei den Bestrebungen, die Recyclingfähigkeit von Pharmaverpackungen zu verbessern, eine Vorreiterrolle ein.

 

Das „Blister-Problem“

TerraCycle Europe weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass Blister-Verpackungen aus einer komplexen Mischung schwer zu recycelnder Materialien wie beispielsweise Kunststoff- und Aluminiumfolie bestehen. Sie garantieren auf der einen Seite den notwendigen Schutz der verpackten Arzneimittel, werden auf der anderen Seite jedoch von den meisten kommunalen Recycling-Systemen nicht akzeptiert. Die Folge: Sie landen im Restmüllbehälter und werden – je nach Nation – entweder verbrannt oder landgestützt deponiert.

 

Kooperation mit Apotheken

Im ersten Jahr will das Projekt 400 Abgabestellen in ganz Großbritannien einrichten. Apotheken können sich über die TerraCycle-Webseite für das Programm anmelden. Verbraucher:innen können über eine interaktive Onlinekarte die nächstgelegenen Apotheken mit Sammelbehälter anzeigen lassen.

 

Recycling als Antwort auf Konsumentenbedenken

Die Initiative von Sanofi und TerraCycle ist eine Antwort auf die steigenden Bedenken von Verbraucher:innen gegenüber den Umwelteinflüssen von Plastikmüll. Gleichzeitig stoßen Kreislaufwirtschaft und Recycling als Lösung auf wachsende Zustimmung. Eine Untersuchung aus der Zeit vor den COVID-19-Maßnahmen hat ergeben, dass sich im vergangenen Jahr fast zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) der Bedeutung von Recycling bewusster geworden sind.

 

Pharma ist keine Nachhaltigkeits-Insel.

Noch immer glauben viele, dass die Pharmaindustrie von der Nachhaltigkeitsdiskussion rund um Verpackungen nicht betroffen ist. Daran zweifeln wir schon seit einiger Zeit – wie sich zeigt aus gutem Grund. Ganz offensichtlich lernt der Pharmabereich aus dem Verhalten der Konsumgüterindustrie. Deren Volumen und Marktpenetration strahlt auf andere Bereiche aus. Und Pharma ist keine Insel. Wir werden auch in diesem Segment weiter steigende Nachhaltigkeitsinitiativen sehen.

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